Sächischer Landtag

Sächischer Landtag Plenum

Breitensport und Spitzensport – Sachsen zeigt, wie es geht

In unsere Plenarsitzung am 01.Februar 2024 im Sächsischen Landtag, ging es auf Antrag der CDU-Fraktion, um den Breitensport und Spitzensport in Sachsen.

Meine Rede vom 1. Februar 2024 im Sächsischen Landtag

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Ja, was war das für ein Wochenende? Letztes Wochenende bei der Rennrodel-WM in Altenberg konnten wir, also Sachsen, Erfolge feiern. Julia Taubitz aus
unserem Freistaat hat zwei WM-Titel geholt. Die Bob- und Rennrodelbahn in Altenberg – Sie hörten es schon – ist eine der anspruchsvollsten auf der Welt und Austragungsort vieler nationaler und internationaler Wettbewerbe. Gleichzeitig fanden die 16. Landesjugendspiele in zehn Wintersportarten statt. Hierbei konnten junge Talente zeigen, was in ihnen steckt. Auch Julia Taubitz startete übrigens einmal bei den Landesjugendspielen.

Es waren 1 300 Teilnehmende, davon 1 000 Sportlerinnen und Sportler zwischen sechs und 15 Jahren. Im Biathlon waren es zum Beispiel 109 Biathletinnen und Biathleten, im Skispringen und in der Nordischen Kombination waren es sogar 120 Teilnehmende. Gerade finden in Thüringen die nationalen Special Olympics mit über 900 Sportlerinnen und Sportlern statt – mit großer sächsischer Beteiligung. Darauf können wir stolz sein! Sachsen muss sich nicht verstecken und kann sich zu Recht Sportland nennen.

Motivation im Breitensport und Spitzensport in Sachsen

Ausruhen dürfen wir uns auf diesem Erfolg jedoch nicht, sonst verschlafen wir wichtige Weichenstellungen, die bereits heute angegangen werden müssen. Wenn wir Spitzensport wollen, müssen wir den Breitensport unterstützen. Kinder und Jugendliche brauchen Motivation, um Sport zutreiben. Das sind die Wurzeln und der Stamm, die den Leistungssport tragen. Verkümmern sie, verkümmert auch die Krone.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Leider hat die sportliche Bewegung im Alltag vieler Kinder und Jugendlicher keinen großen Stellenwert mehr; das beweist unter anderem
eine aktuelle Studie der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni Leipzig. Die Daten beziehen sich auf die Stadt- und Kreissportbünde. Die Studie ist aus dem Dezember und man kann aktuell nachvollziehen, dass vor allen Dingen im frühkindlichen Bereich die Bewegungsarmut enorm zugenommen hat. Die Zahlen sind also beunruhigend und die Rechnung ist einfach: Weniger sportbegeisterte Kinder heißt letztendlich vielleicht weniger Nachwuchs für den Leistungssport.

Um Kinder zum Sport zu motivieren, brauchen sie Vorbilder. Damit meine ich nicht nur unsere Spitzensportlerinnen und Spitzensportler – die natürlich auch –, sondern Menschen, die aktiv Sport vor Ort machen, die motivieren, die aufmuntern und bestärken. Es braucht Angebote zum Ausprobieren. Es braucht Angebote, die das Selbstbewusstsein der Kinder stärken, wie Trainingslager oder Wettkämpfe. Das ist unter anderem die Aufgabe des organisierten Breitensports. Aber der hat genau an dieser Stelle auch mit erheblichen Problemen zu kämpfen; einige Dinge haben wir in der Aussprache bereits gehört.

Es gibt immer weniger Ehrenamtliche, die Vereine managen oder als Übungsleiter(innen), Trainer(innen) oder Schiedsrichter(innen) Verantwortung übernehmen. Außer-
dem hat neben der Coronapandemie auch die Energiepreiskrise viele Vereine in eine finanzielle Schieflage gebracht. Die Konsequenz: Angebote werden weniger und es können weniger Kinder und Jugendliche davon profitieren. Die aufwendigeren Dinge wie Trainings-Camps, bei denen auch noch Übernachtungen sowie Fahrt organisiert und bezahlt werden müssen, bei denen Ehrenamtliche ein ganzes Wochenende Zeit investieren müssen, fallen unter Umständen ganz aus.

Ehrenamt stärken

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir müssen den Vereinen, wir müssen den Ehrenamtlichen hier unter die Arme greifen. Die Vereine dürfen ihre finanziellen Spielräume
nicht verlieren. Viele Vereine sehen die Notwendigkeit, Energiekosten einzusparen, und setzen auf nachhaltige Lösungen. Und auch dabei müssen wir sie unterstützen.
Sportförderung sollte vorrangig diese Investitionen belohnen. Außerdem wollen wir – oder: sollten wir – Energieberatungen für Vereine anbieten. Ich freue mich – mein Kollege aus der CDU hat es vorhin angesprochen –, dass wir als Koalitionspartner mit der Bereitstellung von Mitteln für das Programm „Ehrenamt stärken im Sport“ bereits einen Beitrag leisten konnten. Das Programm sollte daher unbedingt in der nächsten Legislaturperiode fortentwickelt und fortgeschrieben werden.

Um es mal landläufig zu sagen: Das Programm ist im Oktober an den Start gegangen und ging ab wie Schmidts Katze! Ebenfalls müssen in der nächsten Legislaturperiode
die Themen Bildungsurlaub für Ehrenamtliche auch im Bereich Sport und generell Bildungsurlaub auf die Agenda. Es gibt auch noch viele weitere Möglichkeiten zur Stärkung des Ehrenamts im Sport, über die wir diskutieren können, zum Beispiel die Steigerung der Attraktivität des Ehrenamtes für Frauen oder die Einstellung hauptamtlicher Mitarbeiter, die für mehrere Vereine verantwortlich sind und beispielsweise die Buchhaltung übernehmen. Auch über Folgendes muss diskutiert werden: die Anpassung von Gehältern von hauptamtlich Tätigen in der Sportstruktur. Wir haben dort einen Fachkräftemangel und auch die Sportstrukturen haben nun mit einer erhöhten, erheblichen Personalfluktuation zu kämpfen. Darüber müssen wir diskutieren.

Entscheidungsfindung zu Olympia in Sachsen

Noch kurz ein Wort zu Olympia. Es gibt seit Sommer letzten Jahres den Dialog zur Olympiabewerbung, den der DOSB gestartet hat. Dazu gab es bereits verschiedene Veranstaltungen. Die Auftaktveranstaltung war in Leipzig. Das war eine offene Veranstaltung. Dort konnte man mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und über diese Dinge sprechen. Wollen wir Olympia oder nicht? Was haben wir als Gesellschaft davon? Dieser Dialog findet noch statt. Ich
empfehle, einmal auf die Seiten zu schauen, wo diese Dialogveranstaltungen sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mein Kollege, Herr Voigt, hat über die Wintersportregionen gesprochen. Wir haben einen Blick auf das Sonderprogramm Wintersport
gelegt. Was dort jetzt noch fehlt – – Wir wissen, mittel- und langfristig sieht es etwas schwierig mit natürlichem Schnee und den entsprechenden Temperaturen aus. Wir haben uns beim letzten Wintersportgipfel dazu kurz verständigt. Wir brauchen eine Strategie für die nächsten Jahrzehnte, um zu schauen, wohin es mit dem Wintersport in Sachsen gehen soll.

Sportstättenstatistik für Sachsen

Eine andere Thematik, die uns unter den Nägeln brennt, wurde schon angesprochen. Wir haben einen Investitionsund Sanierungsstau bei den Sportstätten. Für mich ist die
Sportstättenstatistik immer noch ein wichtiges Werkzeug. Mit dieser können wir eine Bestandsaufnahme vornehmen und transparent die tatsächlichen Notwendigkeiten priorisieren. Die Vorteile haben Sie alle, liebe Kolleginnen und Kollegen, beim gemeinsamen einstimmigen Beschluss über die Sportstättenstatistik betont.

Wir haben im Haushalt Geld eingestellt und es gibt engagierte Partner, die loslegen wollen. Das Vorhaben hat nicht so gezündet, wie wir uns das vorgestellt haben. Es wird
eine Datensammlung auf den Weg gebracht, aber die greift unsere Visionen bei Weitem nicht auf. Das ärgert mich und nicht nur mich. An dieser Stelle wünsche ich mir, dass wir in Zukunft besser an einem Strang ziehen. Ich habe immer noch die Vision, dass irgendwann einmal ein Sportstättenatlas herauskommt, wie ihn Sachsen-Anhalt gerade anbietet. Vielleicht kommen wir noch dazu. Damit Sachsen zeigt, wie es im Breiten- und Spitzensport geht, müssen wir all die Dinge, die wir gerade miteinander
besprochen haben, auf die Agenda setzen und uns in den nächsten Wochen und Monaten noch einmal intensiv damit auseinandersetzen.

Vielen Dank.

Die vollständige Debatte zum Breitensport und Spitzensport in Sachsen findet sich hier.

Weitere Statement von mir zum Breitensport und Spitzensport in Sachsen gibt es hier.

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